Stadtgeschichte
Zeittafel
Redaktion: Wolfgang Schütz Fragen und Informationen: info@wolfgang-schuetz.com
1. Das Dorf Weil
vor 500 Vermutlich wird während der sogenannten "älteren Ausbauphase" von einem alamannischen Urdorf aus (z.B. Merklingen) bei den Resten eines römischen Gutshofs ("villa rustica") ein neuer Siedlungsplatz angelegt: Wil Der Ortsname "Wil" entsteht aus lat. villa
um 500 Nach dem Sieg der Franken über die Alamannen bei Tolbiacum (469) Gründung einer fränkischen Siedlung im Talacker Christianisierung der Alamannen: Erste christliche Kirche St. Laurentius im Talacker
um 563/600 Reihengräberfeld am Fuß des Galgenbergs mit zahlreichen Grabbeigaben (Waffen, Schmuck, Fibeln, Gläser). Ostgotische Fundmünzen ermöglichen eine genauere Datierung des Friedhofs
um 600 Entstehung der fränkischen Weiler Blanda (am Fuße des "Blandemer Bergs" = Plammerberg) und Greckenbach
7.-11.Jh. Ein halbes Jahrtausend ohne historische Belege
1075 Erste urkundliche Erwähnung Weils in einer Urkunde des Salierkaisers Heinrich IV. Grundherren des Dorfes Weil sind die Abtei Hirsau und die Grafen von Calw, die dem Kloster Grundbesitz in Weil schenken
um 1100 Fränkischer Ortsadel im Talacker (Adalbert, Markolf, Gunderat von Talacker)
1133 Weil wird nach dem Aussterben der Calwer Grafen vermutlich welfisch
1156 Kirche St. Peter in Weil als hirsauischer Besitz erwähnt Erste Erwähnung des Weinbaus
1191 Weil wird nach dem Tod Welfs IV. staufisch
2. Die Stauferstadt Weil
zwischen 1223 u. 1241 Gründung der Stadt Weil durch den Stauferkaiser Friedrich II. (1223: Kloster Hirsau begibt sich unter die Vogtgewalt der Staufer 1241: Weil wird im Reichssteuerverzeichnis als Stadt erwähnt) Bau einer Stadtmauer
3. Die Freie Reichsstadt Weil (1272-1802)
a) Die Blütezeit im späten Mittelalter (1272-1522)
1272 Unter König Rudolf I. von Habsburg wird Weil freie Reichsstadt. Erstmals erscheint der Reichsadler im Stadtsiegel
1275 Stadtoberhaupt ist der Schultheiß (bis 14.Jh. erbliches Amt), ihm zur Seite steht der zwölfköpfige Rat, auch Gericht genannt
1281 Erste Erwähnung einer Lateinschule ("Walterus, Magister puerorum") Erstes Auftreten von Juden in der Stadt
1284 König Rudolf von Habsburg besucht die Stadt
1291 Die Zisterzienserklöster Herrenalb und Bebenhausen erwerben Grundbesitz in der Stadt
1294 Gründung des Augustinerklosters
1295 Erste Erwähnung eines Pfarrherrn
1307 Weil wird Mitglied des Landfriedensbundes gegen Graf Eberhard I. von Württemberg
1308 Gründung einer Niederlassung der Franziskanerinnen
1337 Älteste Pfründe (St. Nikolaus) an der Stadtkirche
1342 Kaiser Ludwig verpfändet die Steuer zu Weil an Graf Ulrich III.
1347 Die Stadtkirche St. Peter wird nach Kloster Hirsau inkorporiert
1348 Kaiser Karl IV. sagt der Stadt zu, sie nicht mehr zu verpfänden
1349 Pestepidemie ("Schwarzer Tod"), Judenpogrom, Geißlerzug
um 1350 Einführung der Ratsverfassung: der Bürgermeister ist von nun an Stadtoberhaupt; Entmachtung des Schultheißen
1358 Stiftung des Spitals "Zu unserer lieben Frau" durch die Begine Hail Brotbeckin
1360 Kaiser Karl IV. besucht Weil: er überlässt der Stadt das Umgeld (indirekte Steuer)
1364 Weihe der Spitalkirche
1371 Das große Stadtsiegel
1373 Karl IV. verleiht der Stadt autonome Gerichtsbarkeit und Zollrecht (ca.) Der jüdische Gelehrte Jakob Ben Jehuda Weil geboren
1376 Weil wird Mitglied des Schwäbischen Städtebundes
1376/78 Verpfändung der Stadt an den Grafen von Württemberg
1377 Schlacht bei Reutlingen zwischen Graf Eberhard dem Greiner und den Städten
1379 Die Stadt besitzt die Vogtei über den Weiler Ihingen
1382 Der erste Student aus Weil in Prag (1385 erster in Wien)
1388 Schlacht bei Döffingen (23. August): Niederlage der Städte gegen die Landesfürsten unter der Führung Graf Eberhards des Greiners von Württemberg (66 Weiler Bürger gefallen)
1389 Die Stadt kauft die Hälfte des Dorfes Möttlingen: 2. Territorialerweiterung
um 1390 Bau des Westturms von St. Peter und Paul
1393 Weihe des Hochaltars der Augustinerkirche Markgraf Jakob von Baden belagert die Stadt
1395 Gefangennahme der Schlegler in Heimsheim durch Graf Eberhard den Milden mit Hilfe der Städte
1398 König Wenzel verleiht der Stadt den Blutbann
um 1400 Bürgermeister Richard Billung (gehörte zur süddt. Hochfinanz)
1401 König Ruprecht bestätigt die Privilegien der Stadt Stiftung der St. Agnes-Pfründe im Spital (Familie Risplin)
1404 Endgültige Verpfändung des Schultheißenamts an die Stadt
1407 Erste Erwähnung eines Stadtarztes
um 1412 Der Übersetzer und Arzt Heinrich Steinhöwel geboren
1418 Kaiser Sigismund besucht die Stadt
um 1420 Bau der Ummauerung der Renninger Vorstadt, erste Erwähnung des Obertors
1431 Lukas Moser, "Maler von Wil", malt den Tiefenbronner Magdalenenaltar, ein Hauptwerk der deutschen Kunst Ersterwähnung der Furter Vorstadt, wo die Stadt die Mühle "Überschlag" (Säumühle) übernimmt
1433 Zwei Walkmühlen werden erwähnt: Tuchmacher Weil wird Mitglied der "Esslinger Einung" (separater Bund der niederschwäbischen Reichsstädte) und bekommt die Esslinger Privilegien durch Kaiser Sigismund
1436 Brotalmosen im Spital (Stifter: Dr. Hugo Kyme), wird bis 1914 an Arme verteilt
1442 Überfall auf Weiler Bürger im Würmtal
1445 Die Stadt kauft die Spitalmühle vom Kloster Hirsau
um 1446 Heinrich Steinhöwel, Arzt in Weil, verfaßt hier sein "Pestbüchlein"
1449/50 Städtekrieg gegen die Territorialfürsten: Markgraf von Baden belagert Weil erfolglos
1454 Erste Erwähnung einer Badestube
1455 Während der Teilung der Grafschaft Württemberg steht Weil unter badischem Schutz
um 1455/80 Bürgermeister Wernher Löblin (Grabplatte in der Stadtkirche)
1457 Ersterwähnung des Gutleuthauses (für die Leprakranken)
um 1460 Entstehung der Weiler Kreuzigungsgruppe in Ulm (Multscher-Umkreis)
um 1461 Der Theologe und Mathematiker Paul Scriptoris geboren
1461/67 Johann Vergenhans (Nauclerus), der erste Rektor der Universität Tübingen, ist Pfarrherr von Weil
1464 Urbans-Bruderschaft der Weingärtner
1473 Kaiser Friedrich III. besucht die Stadt
1478 Die Stadt stiftet ein Predigtamt in der Kirche
1479 Die Stadt kauft von den Herren von Gemmingen das Steinhaus ("Altes Rathaus")
um 1480 Spitalaltar "Sippe Mariens" und andere Werke der Weiler Bildschnitzerwerkstatt. Blütezeit des Goldschmiedegewerbes
1481 Reform des Augustinerklosters durch den sächsischen Mönch Andreas Proles
1481/1503 Bürgermeister Konrad Kellner
1482 Der Weiler Goldschmied Michael liefert das Artisten-Zepter an die Universität Tübingen Zwölf Lohgerber in der Stadt erwähnt
1487 Gründung des Schwäbischen Bundes in Esslingen
vor 1488 Kloster Hirsau verkauft seinen Hauptbesitz "Almosenhof" an die Stadt
1489 Weil erhält Sitz und Stimme im Reichstag
um 1490 Michel Erhart schnitzt in Ulm das "Weil der Städter Kruzifix" (Hl. Kreuzkapelle)
1492 Beginn des Umbaus von St. Peter und Paul zur spätgotischen Hallenkirche durch die Stuttgarter Bauhütte
1494 Erstes Weiler Stipendium für die Universität Tübingen durch Dekan Ruff
um 1495 Pestepidemie
1499 Der württembergische Reformator Johannes Brenz wird in Weil geboren
1501 Bruderschaft der Weberknechte stiftet Kerze in die Spitalkirche
1505 Die Messe in Zurzach (Schweiz) ist Hauptabsatzmarkt der Weiler Zeugmacher
1507 Hochaltar der Stadtkirche St. Peter und Paul Herzog Ulrich nimmt Weil auf zehn Jahre in Schutz
1510 Reform des Augustinerklosters: Sitz des "Vikariats Weil"
1511 Kaiser Maximilian I. besucht die Stadt
1511/31 Schultheiß Martin Brenz (Vater des Reformators)
1512 Etwa 25 Weiler Bürgersöhne sind an deutschen Universitäten immatrikuliert
1513/47 Bürgermeister Mag. Stephan Way und Thomas Broll
1516 Schutzvertrag mit Württemberg erneuert
1519 Einwölbung des Chors von St. Peter und Paul
1521 Das Augustinerkloster ordnet sich wieder in die Ordensprovinz ein
b) Von der Reformation bis zum Stadtbrand (1522-1848)
1522 Beginn der Reformation: Billicanus (Theobald Gerlach): ein Freund von Brenz, als Prediger in Weil
1523 Brenz feiert seine Primiz in Weil
1526 Starke lutherische Partei in der Stadt
1529 Weil steht auf dem 2. Reichstag zu Speyer auf kathol. Seite
1530 Pflanzung der großen Linde auf dem Kirchplatz
1532 Ersterwähnung des neuen Rathauses
1533 Auftreten von Wiedertäufern
1533/34 St. Peters Lagerbuch und ältestes Spitallagerbuch
1534 Die Rückkehr des protestantischen Herzogs Ulrich aus der Verbannung führt zu katholischer Gegenbewegung in Weil
1537 Errichtung des oberen Marktbrunnens mit Kürasser (Wappner)
1538 Kaiser Karl V. verleiht der Stadt ein Weggeld als Lohn für Religionstreue
1539 Erst Erwähnung der Wendelinskapelle Nach der Inkorporation des Klosters Hirsau sperrt Württemberg die Einkünfte der Geistlichen in Weil
1541 Kreistag der schwäbischen Reichsstädte in Weil
1545 ff. Die Stadt versucht das fast vakante Augustinerkloster in Besitz zu nehmen
1546 Im Schmalkaldischen Krieg sind ca. 12000 württ. Flüchtlinge in der Stadt
1548 Annahme des Augsburger Interims
um 1550 Die Pfründen an St. Peter und Paul sind bis auf zwei Geistliche erloschen. Die Stadt lehnt Herzog Christophs Wunsch nach einem evangel. Prediger in Weil ab
1553 Der kathol. Pfarrer "beweibt" sich mit Zustimmung der Stadt
1556/58 Der Astronom Philipp Imbser wohnt in Weil und baut eine astronomsiche Uhr
1558 Ersterwähnung einer Apotheke
1561 Ersterwähnung eines Scharfrichters
1569/78 Bürgermeister Sebald Kepler (Großvater des Astronomen)
1571 Johannes Kepler geboren (27.Dezember) Der Jurist Joh. Bapt. Fickler widmet eine gegenreformatorische Schrift seiner Heimatstadt Weil
1573 Fickler versucht die Gegenreformation in Gang zu setzen
1576 Kepler zieht mit seinen Eltern nach Leonberg
1580/92 Tolerante Zeit unter Bürgermeister Kepler
1581/84 Pestepidemien: der Bevölkerungsschwund führt zur Aufnahme evangelischer Bürger und deren wirtschaftlicher Überlegenheit
1591/92 Kepler besucht zweimal seine Vaterstadt
1593 Bevölkerung: 2/3 Katholiken - 1/3 Evangelische 1. Kaiserliche Kommission: zwar Sieg der Katholiken, aber Duldung der Evangelischen
1597 2. Kaiserliche Kommission: Durchführung der Gegenreformation. Den Evangelischen wird das Bürgerrecht entzogen. Folge: wirtschaftlicher Boykott Weils durch Württemberg und Baden bis 1604
1601 3. Kaiserliche Kommission: Weitere Verschärfung. Folge: Abwanderung evangelischer Bürger
1603 Unterer Marktbrunnen errichtet (Baumeister Decker)
1608/16 Wiederaufnahme des Wirtschaftsboykotts führt zu zunehmender Verarmung der Stadt
1611 Renaissance-Sakramentshaus in St. Peter und Paul und älteste erhaltene Glocke
1613 Hinrichtung des Goldschmieds Holzinger wegen Falschmünzerei
1614 Keplers Mutter Katharina wird in Leonberg als Hexe verklagt. Beginn des siebenjährigen Prozesses
1615 Erster Hexenprozess in Weil 4. Kaiserliche Kommission Bürgermeister Werenwag betreibt Zeughandel im Verlagssystem
1617 Jesuitenmission in der Stadt
1626/29 32 Hinrichtungen von Hexen, darunter die Frau des Bürgermeisters und des Stadtschreibers
1628 Kommissare des Bischofs von Speyer zwingen alle Evangelischen zum Glaubenswechsel
1630 Tod Keplers in Regensburg
1632 Die Schweden besetzen die Stadt
1633 Folge: erster evangel. Gottesdienst in der Augustinerkirche: paritätisches Verhältnis der Konfessionen und Schutzbund mit Württemberg
1634 Kaiserliche Truppen besetzen die Stadt nach der Schlacht bei Nördlingen: Ende der Parität
1635 Pestepidemie mit 621 Toten 5. Kaiserliche Kommission hebt den Schutzbund auf
1640 Gründung des Kapuzinerklosters St. Felix
1648 Verheerender Stadtbrand (18./20.Oktober) nach Beschuss durch französische Truppen unter Duc de Varenne Erneuerung des Schutzbundes mit Württemberg (bis 1665)
c) Vom Stadtbrand bis zum Ende der Reichsfreiheit (1648-1802)
1649 Gottesdienst und Ratssitzungen im Augustinerkloster Verkauf des Ihinger Hofs
1650 Eine kaiserliche Kommission gibt Weil eine neue Verfassung
1654 Weil wird auf dem Reichstag zu Regensburg zur ruinierten und verarmten Stadt erklärt
1655 Wiederherstellung der zerstörten Stadtkirche
1664 Ersterwähnung der Himmelfahrtsprozession
1665 Wiederaufbau des Rathauses
1667 Kaiser Leopold I. nimmt die Stadt in seinen Schutz
1670/73 "Der Weiler Bürgerlärm": innenpolitische Konflikte zwischen Magistrat und unzufriedener Bürgerschaft - 1671: Kaiserliche Kommission
um 1677 Die Weiler Bevölkerung ist völlig verarmt
1682 Es gibt in der Stadt keine Evangelischen mehr
1685 Der Magistrat erlässt ein "Tabak-Trinkverbot"
1687 Endgültige Stadtverfassung
um 1690 Gründung einer Zeughandlungs-Compagnie durch Bürgermeister Hans David Gall d. J.
1692 Im Pfälzer Erbfolgekrieg Plünderung durch französische Truppen Der "Türkenlouis" nimmt Quartier im Augustinerkloster
1693 Hohe Besteuerung der Stadt durch die Franzosen; Flüchtlinge aus dem Umland in der Stadt
1694 Große Hungersnot
1695 Zerstörung des Gutleuthauses durch Brandstiftung
1696 Badische Truppen im Winterquartier
1700 Errichtung des barocken Hochaltars in St. Peter und Paul
1705 Weils erste Feuerspritze
1706 Im Spanischen Erbfolgekrieg Kontributionszahlungen an die Franzosen
1715 Weihe der Kapuzinerkirche Verbot des Fastnachtstreibens
1721 In Weil gibt es noch 186 Wohnhäuser (von ca. 400)
1730 Einführung des regelmäßigen Kaminfegens
1733 Unter dem kathol. Herzog Alexander Besserung im Verhältnis zu Württemberg Im Polnischen Erbfolgekrieg Einquartierungen
1734 Fleckfieberepidemie mit 110 Toten
1739 Weihe der Heiligkreuzkapelle und der Friedhofskapelle
1742 Der Bildhauer Joseph Höchstetter eröffnet eine Werkstatt: Beginn der Barockisierung der Stadtkirche Bau der Kanzel in St. Peter und Paul (Figuren von Höchstetter)
1748 Joseph Anton Gall, der spätere Bischof von Linz, geboren
1749 Große Heuschreckenplage
1754 Württemberg okkupiert die Planmühle Letzte Hinrichtung auf dem Galgenberg (Falschmünzer)
1756/91 Bürgermeister Anton Gall: gibt der Stadt ein hohes Darlehen zur Tilgung der Schulden aus dem Siebenjährigen Krieg
1763 Der Bürgeraussschuss vereitelt die Einführung einer neuen Polizeiordnung
1769 Einführung der allgemeinen Schulpflicht
1771 Große Hungersnot
1779 Blütezeit der Zeughandlungs-Compagnie: Monopolstellung in der Stadt
1787 ff. Rechtsstreit zwischen der Compagnie und dem Handelsmann Anton Reich
1788 Bürgermeister Gall erlässt eine Schulordnung: Einführung einer "Normalschule" nach österreichischem Vorbild
1789 Starke Opposition der Bürgerschaft gegen den dem Rat hörigen Bürgerausschuss
1792 Französ. Emigranten aus dem Elsass (u.a. der spätere Bürgermeister Reifsteck)
1793 Bau des Gallschen Palais am Markt
1795 Verfassungsreform: im "Kommissionsrezess von 1795" wird das alte Kooptations- recht des Rats abgeschafft: Ansatz zu einer Demokratisierung. Reform wird nicht mehr verwirklicht.
1797 ff. Niedergang des Zeughandels durch württemberg. Boykott
1798 Der Tuchscherer Joseph Beyerle d.Ä. gründet eine Tuchfabrik
4. Weil der Stadt im Königreich Württemberg (1802-1919)
1802 Weil wird württembergisch: Ende der Selbstverwaltung, der autonomen Gerichtsbarkeit etc.
1803 Neue Municipal-Verfassung ( der württembergische Amtmann steht über dem Magistrat) Weil hat 1900 Einwohner Säkularisierung des Augustinerklosters
1807 Gründung des Oberamts Weil
1808 Vereinigung der Oberämter Weil und Leonberg unter Leonberg Erste Darstellung der Stadtgeschichte: Siegmund Friedrich Gehres "Weil's der Stadt kleine Chronik"
1809 Verkauf des Hirsauer Hofs
1810 Aufhebung des Kapuzinerklosters
1811 Abbruch von Badtor und Hochgericht (Galgenberg)
1812 Zwei Weiler Bürger fallen auf Napoleons Russlandfeldzug Abbruch der Augustinerkirche
1812 ff. Abbruch großer Teile der Kernstadtmauer
1813 Verkauf der beiden Klöster
1815 Beim Einsturz des Brühlstegs während eines bengalischen Feuerwerks werden sieben junge Leute getötet
1816/17 Hungersnot: Armensuppen, Brotgaben, Arbeitsbeschaffung
1820 Beginn des Hopfenanbaus
1822 Nach dem "Verwaltungsedikt von 1822" wird der Gemeinderat von den Vollbürgern gewählt. Der Bürgermeister heißt nun "Stadtschultheiß" Bau des Königstors zu Ehren König Wilhelms I. von Württemberg
1824 Würmüberschwemmung
1825 Einrichtung eines Präceptorats (Lateinschule)
1828 Gründung der Bürgergarde
1829 Erste Pockenschutzimpfung
1830 Beginn der Amerika-Auswanderung (insgesamt etwa 240 Personen)
1834 Die Gallsche Zeughandels-Compagnie kommt zum Erlöschen
1835 ff. Entstehung von Vereinen (Liederkranz 1835, Musikverein1838)
1841 Abbruch des Obertors
1847 Gipfeljahr der Amerika-Auswanderung: 42 Personen
1848 Errichtung einer Thurn-und-Taxisschen Poststation Volksversammlungen revolutionär gesinnter Demokraten. Führende Köpfe: Präceptor Anton Hetzel und Posthalter Friedrich Stotz Gründung eines radikaldemokratischen "Volksvereins"
1851 Gründung der freiwilligen Feuerwehr Gründung des "Würmboten" (älteste Weiler Zeitung) Gründung des 1. Keplerdenkmal-Comités
1852 Jesuiten-Volksmission
1853 Gründung des ersten Kindergartens
1861 Gründung des 2. Keplerdenkmal-Comités (Dr. Stotz, Notar Gruner)
1862 Auflösung der Zünfte Die offizielle Schreibweise des Stadtnamens wird vom Gemeinderat festgelegt: "Weil der Stadt"
1863 Anschluss an das Telegraphenamt Erstes Fastnachtsspiel mit Umzug
1864 Gründung einer Realschule
1865 Die Stadt verkauft den Möttlinger Meierhof Abbruch des Spitaltors Gründung der Handwerkerbank (Vorläufer der Volksbank)
1866 Ein Weil der Städter fällt im Deutschen Krieg bei Tauberbischofsheim
1867 Gründung des "Wochenblatts"
1869 Neugotische Rekonstruktion des Langhausgewölbes von St.Peter und Paul (Joseph Egle) 1. evangelischer Gottesdienst in der Spitalkapelle Eröffnung der Eisenbahnlinie Weil der Stadt-Stuttgart
1870 Enthüllung des Keplerdenkmals
1872 Bau der Bahnlinie Weil der Stadt - Calw Gründung des Kriegervereins
1875 Stadtschultheiß Hugo Beyerle (bis 1918).
1876 Aufforstung des Galgenbergs
1881 Gründung einer eigenen evangelischen Kirchengemeinde
1882 Erster Telefonanschluss Gründung der Schuhfabrik Eisenhardt
1885 Gründung einer evangelischen Volksschule
1887 Das Brenzhaus wird zum evang. Gemeindehaus umgebaut
1889 Bau der evangelischen Brenzkirche (Prof. Reinhardt) 1. Stufe der Flurbereinigung
1893 Wolldeckenfabrik Beyerle arbeitet mit vier mechanischen Webstühlen und Dampfkraft
1897 Gründung einer Hopfenpräparieranstalt
1898 Bau einer Hochdruckwasserleitung
1899 Bau des Postgebäudes
1903 Aufhebung der Lateinschule
1908 Einführung des elektrischen Lichts
1910 Gründung der Urkunden- und Altertümer-Sammlung auf dem Rathaus (Vorläufer des Stadtmuseums)
1912 Gründung einer Fußballabteilung
1914 2. Stufe der Flurbereinigung Hochwasserkatastrophe: 100 000 Mark Schaden
1917 Ehrenbürgerwürde für Stadtschultheiß Beyerle (gest.1919)
1918 Im 1. Weltkrieg sind 74 Bürger Weil der Stadts gefallen.
5. Weil der Stadt in der Weimarer Republik (1919-1933)
1919 Bürgermeister Hermann Schütz (bis 1945) Stefanie Lutz, erste Gemeinderätin Erste Filmvorführung
1920 Gründung der Wolldeckenfabrik Weil der Stadt A.G.
1924 Erster Rundfunkanschluss des Oberamts Leonberg Verwaltungsgebäude der Wolldeckenfabrik errichtet, starker Export von Wolldecken nach Südafrika
1925 Letztes Fastnachtsspiel der Turngemeinde auf dem Marktplatz ("Götz von Berlichingen")
1926 Der Kaufmann Heinrich Pflaum gründete im ehemaligen Hirsauer Hof eine Hopfengroßhandlung mit Aufbereitungsanstalt und amtlicher Siegelhalle. Ökonomieverwalter Anton Gall lässt ein Tor des ehemaligen Stuttgarter Hauptbahnhofs in die Stadtmauer einbauen
1928 Der letzte Türmer (August Lutz) verlässt St. Peter und Paul Industrieansiedlung: Pickerfabrik Haag Exkursion der Astronomischen Gesellschaft nach Weil der Stadt.
1930 Erstes Auftreten der Narrenzunft AHA mit Narrensprung Jubiläumsfeier zum 300. Todestag Johannes Keplers Erste grundlegende Darstellung der Geschichte Weil der Stadts (Viktor Ernst in der "Beschreibung des Oberamts Leonberg")
1931 Die Arbeitslosigkeit beträgt etwa 20 bis 30% der erwerbstätigen Bevölkerung Die Wolldeckenfabrik stellt bis 1933 die Produktion ein
1932 Reichstagswahl (November): NSDAP 32%, Zentrum 31%, KPD 21% 1. Würmregulierung
6. Weil der Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945)
1933 Weil der Stadt hat 2015 Einwohner. Reichstagswahl (März): NSDAP 40%, Zentrum 31%, KPD 14% Aufbau der NS-Organisationen (HJ, BdM, SA, NSV usw.) Die Wolldeckenfabrik nimmt die Produktion wieder auf
1934 Gleichschaltung: Der Gemeinderat besteht nur noch aus NSDAP-Mitgliedern Einführung der Erbhöfe Umbenennung der Volksschule in Hans-Schemm-Schule (Reichsführer des NS-Lehrerbundes)
1935 Lehrverbot für den evangel. Stadtpfarrer Robert Jakober, weil er eine regimekritische Schrift verteilt
1936 88% der Erziehungsberechtigten stimmen für die Einführung der Gemeinschaftsschule und Abschaffung der Bekenntnisschulen
1937 Jüdische Viehhändler bekommen Marktverbot Abschaffung der Konfessionsschulen, Einführung der Einheitsschule. StR Eugen Mannsperger übernimmt die Leitung der "Oberschule für Jungen" (bis 1968)
1938 Der Kaufmann Otto Beyerle kommt wegen oppositioneller Gesinnung ins KZ Dachau (1942 umgebracht) Gründung des Vereins Keplerhaus
1939 Die Schwarzwaldbahn wird bis Weil der Stadt elektrifiziert. Der evangelische Landesbischof D.Theophil Wurm feiert mit der Kirchengemeinde das 50-jährige Jubiläum der Einweihung der Brenzkirche. Errichtung von Lufzschutzbunkern und Ausgabe von Lebensmittelmarken
1940 Einstellung des "Wochenblatts für Weil der Stadt und Umgebung" Renovierung der Stadtkirche St. Peter und Paul (Jokarl Hubers "Hitlerfenster") Eröffnung des Keplermuseums in Keplers Geburtshaus Der Keplerforscher Max Caspar(1880-1956) und der Industrielle Paul Reusch (1868-1956) werden zu Ehrenbürgern ernannt
1941 Erste Fliegeralarme, erste Gefallene
1942 Beschlagnahmung der Kirchenglocken
1944 Teilweise Beschlagnahmung der Wolldeckenfabrik für die Rüstungsproduktion
1945 Einige Gebäudeschäden durch Luftangriffe Zerstörung der Eisenbahnbrücke
7. Weil der Stadt unter alliierter Besatzung (1945-1949)
1945 20. April: Kampflose Einnahme der Stadt durch französ. Kolonialtruppen; Plünderungen und Vergewaltigungen Im Juli amerikanische Besatzung Hauptlehrer Anton Wunderlich wird von der Besatzungsmacht als provisorischer Bürgermeister eingesetzt
1946 Erster Flüchtlingstransport aus dem südmährischen Raum Znaim-Nikolsburg mit dem Dechanten Rupert Bendl
1947 Willi Oberdorfer wird zum Bürgermeister gewählt
1948 Das "Wochenblatt" erscheint wieder Die Wolldeckenfabrik hat nach der Währungsreform Hochkonjunktur durch den erhöhten zivilen Bedarf nach dem Krieg
8. Weil der Stadt in der Bundesrepublik Deutschland (seit 1949)
1949 Gründung des Heimatvereins und Einweihung des Heimatmuseums im Storchenturm Brenzfest zum 450. Geburtstag des Reformators Erstes ständiges Filmtheater (am Viehmarkt) Archäologische Funde im Bereich des alamann. Gräberfelds
1950 Bei der Volksbefragung zur Vereinigung der südwestdeutschen Länder zu einem Südwest-Staat stimmten 822 dafür, 70 dagegen. Landtagswahl. CDU 35% SPD 20% DG/BHE 25% DVP 12% KPD 3% Die Stadt hat seit 1946 1230 Vertriebene aufgenommen
1952 Einweihung des Johannes-Kepler-Progymnasiums auf dem Galgenberg
1953 Auflösung der Spitalpflege und Verlegung der Altenpflege ins neue Altenheim auf dem Heinrichsberg. Danach auch Beendigung des Gutsbetriebs Wohnungsbauprogramm: Bau von 70 neuen Wohnungen
1955 Die Narrenzunft "Aha" wird als Verein eingetragen Der 4000. Einwohner wird geboren
1958 Gründung der Kepler-Gesellschaft Weil der Stadt
1960 Eröffnung der Kepler-Forschungsstelle der Bayer. Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Dr. Franz Hammer Die Wolldeckenfabrik spezialisiert sich auf Kamelhaar, Lama, Alpaca und Kaschmir-Produkte
1961 Weil der Stadt und Riquewihr/Elsass beschließen eine internationale Städtepartnerschaft
1962 Bau der neuen Würmbrücke
1963 Bau der Jugenbildungsstätte "Johannes Kepler" auf dem Malersbuckel; Um- und Ausbau des Rathauses Neukanalisation in der Innenstadt, Verdolung des Rossbachs Anschluss an die Bodensee-Wasserversorgung Beginn der Würmkorrektur zur Schaffung eines geregelten Hochwasserabflusses
1964 Weil der Stadt hat 5000 Einwohner Eröffnung der Jugendbildungsstätte "Johannes Kepler" Bau des Schul-und Sportzentrums (bis 1967)
1966 Friedrich Knobloch wird zum Bürgermeister gewählt Der Gemeinderat beschließt den Ausbau des Progymnasiums zur Vollanstalt und die Errichtung einer Realschule Neues Baugebiet Heugern und Wirschig
1970 Ende des Hopfenanbaus Erstes Abitur am Johannes-Kepler-Gymnasium
1971 Keplerjahr 1971: 400jähriges Geburtsjubiläum Eröffnung des Stadtmuseums im Schützschen Haus am Marktplatz
1972 Weil der Stadt und Merklingen (mit Hausen) schließen sich im Zuge der Gemeindereform zur neuen Stadt Weil der Stadt zusammen
1973 Die Gemeinde Schafhausen wird in die neue Stadt Weil der Stadt eingegliedert
1974 Einrichtung des Stadtarchivs und des Jugendhauses im ehemaligen Augustinerkloster
1975 Die Gemeinde Münklingen wird in die neue Stadt Weil der Stadt eingegliedert. Damit ist die Gemeindereform abgeschlossen Stadtjubiläum: 900 Jahre Weil der Stadt, Merklingen und Münklingen
1977 Renovation der Spitalkapelle: Wiederentdeckung des Arma-Christi-Freskos
1978 Weil der Stadt bekommt S-Bahn-Anschluss Beginn der Planung zur Altstadtsanierung
1980 Restaurierung von Heilig-Kreuz-Kapelle und Wendelinskapelle Gedenkfeier zum 350. Todestag von Johannes Kepler
1983 Die Bundesbahn legt die Linie Weil der Stadt - Calw still
1988 Wahl des neuen Bürgermeisters Hans-Josef Straub
1989 Jubiläum: 100 Jahre Brenzkirche Abschluss der Renovierung von St.Peter und Paul
1992 "750 Jahre Stadt": Stadtjubiläum mit historischem Umzug Eröffnung des neugestalteten Stadtmuseums
1994 Jubiläum: 700 Jahre Augustinerkloster
1995 Brand des Spitalgebäudes
1996 Heimattage Baden-Württemberg in Weil der Stadt
1998 Die Stadt kauft das Gelände der ehemaligen Wolldeckenfabrik Baubeginn der südlichen Umgehungsstraße
1999 Brenz-Jubiläum: 500. Geburtstag des Reformators "Spectaculum historicum" zur Sonnenfinsternis Wiederaufbau des Spitals und zweite Brandkatastrophe
2001 Städtepartnerschaft mit der Stadt Bra (Piemont)
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